Kapverden

Dienstag 19.03.2024

 

Insel Corvo

 
Insel Corvo Azoren

Corvo

Corvo eignet sich weniger als Urlaubsziel, zumal es auf der kleinsten Azoreninsel nicht einmal ein Hotel gibt, wohl einige Gästezimmer, sondern ist vielmehr ein Ausflugsziel, das per Schiff von Flores aus oder mit dem Flugzeug angesteuert werden kann. Wer sich für die Fähre entscheidet, sollte ein paar Tabletten gegen Seekrankheit im Gepäck haben denn die raue See und die Winterstürme haben es in sich. Vermutlich ist das auch der Grund, warum ursprünglich vor allem Freibeuter das wenige Quadratkilometer große Eiland als Zufluchtsort nutzten.

Die Insel wurde etwa 1450 zusammen mit Flores von Diogo de Teive entdeckt. Ihren Namen hat sie den Raben (Corvo) zu verdanken. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird sie auch die "schwarze Insel" genannt. Mit der Besiedlung ließ man sich aufgrund der isolierten Lage sehr viel Zeit. Erst im 16. Jahrhundert kamen erste Bauern und Hirten. Auch heute noch leben weniger als 500 Menschen auf Corvo. Sie haben sich ihre Tradition bewahrt, was nicht nur die Feste wie das zu Mariä Himmelfahrt, sondern auch der eigene Inseldialekt belegen.

 
Blick auf Vila Nova do Corvo
Vila Nova de Corvo

Kleinste Inselhauptstadt Europas

Luxus sollten Reisende auf Corvo nicht erwarten. Es gibt mit Vila Nova do Corvo nur eine Stadt mit zwei Restaurants, einem Pub und einem Café. Der Ort ist gleichzeitig die kleinste Inselhauptstadt Europas und zeichnet sich vor allem durch seine engen Gassen aus. Die Bauweise schützt den Ort vor den starken Winden.

Das Zentrum der Stadt ist der "Largo do Outdeira". Hier treffen sich die Corvinos. Sehenswert ist die Igreja Matriz da Nossa Senhora dos Milagres, die Kirche zu Ehren der Schutzheiligen Nossa Senhora do Rosário. Der Bau stammt aus dem Jahr 1674. Ansonsten hat die Insel architektonisch nicht sonderlich viel zu bieten, abgesehen vielleicht von den Windmühlen am Alto dos Moinhos. Sie richten sich nach dem Wind aus und wurden aus schwarzem Stein errichtet. Wer sich intensiver mit der Geschichte der Insel befassen möchte, kann sich im Centro de Interpretação Ambiental e Cultural do Corvo umsehen. Das Museum hat seinen Platz in einst leer stehenden Häusern.

 
Krater Caldeirão
Corvo Unesco Biosphärenreservat Azoren

Faszinierende Natur

Die meisten Besucher kommen der Natur wegen nach Corvo. Die Insel wurde von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet und bietet vor allem für Ornithologen ein Füllhorn an Möglichkeiten. Und das, obwohl die Flora mit Baumheiden und Wacholder eher spärlich sprießt. Zu sehen sind vor allem Weideflächen, die von Schwarzen Lavastein-Mauern eingerahmt werden.

Den besten Blick auf diese Strukturen hat man vom Wahrzeichen der Insel aus, dem Krater Caldeirão. Er ist entstanden, als die Magmakammer des Vulkans, dem Corvo seine Existenz zu verdanken hat, einstürzte. Eigentlich müsste es ja Caldeira heißen. Doch angesichts der Ausmaße - 2,3 Kilometer Durchmesser und 305 Meter Tiefe - entschied man sich für die männliche Form. Zu erreichen ist der Kraterrand über die einzige Straße, die sich über sieben Kilometer Länge von der Stadt zum Krater schlängelt. Interessant ist die Insel deshalb vor allem für jene, die gerne wandern oder Rad fahren oder ganz einfach die Ruhe genießen möchten. Als äußerst beliebt erweisen sich inzwischen auch die Tauchspots der Insel.

 
Azoren Insel Corvo

Das Leben auf Corvo

Das Leben auf Corvo ist relativ einfach. Die Menschen leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Viele sind auch in der Verwaltung beschäftigt. Es gibt inzwischen immerhin eine Schule und seit 1983 auch den Flugplatz. Bei medizinischen Notfällen muss jedoch nach wie vor Hilfe von Flores angefordert werden. Geschäfte, wie man sie auf den größeren Azoren-Inseln findet, gibt es auf Corvo nicht, eher kleine Tante-Emma-Läden. Als Mitbringsel eignen sich die Strick- und Häkelarbeiten sowie die kleinen Kunstwerke aus Muscheln.

Aus Angst, irgendwann in der Bedeutungslosigkeit unterzugehen, gibt es übrigens zwei Geschichten, die immer wieder erzählt werden und die Bedeutung Corvos für die Welt zu unterstreichen. Eine dieser Geschichten berichtet von einem Felsen in Reiterform, der den Entdeckern einst den richtigen Weg gewiesen haben soll. Die andere stammt aus der Antike und schildert Münzfunde von Karthagern und Phöniziern.